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Konzentrationsprobleme- was ist los mit meinem Kind?

Was ist das?

Wenn ein Kind verträumt ist, aus dem Fenster schaut, bei Aufgaben nicht weiterarbeitet oder auf Fragen des Lehrers nicht antworten kann, stehen manchmal schnell Konzentrationsprobleme im Raum.

Diese werden dann oft zu schnell mit der Trenddiagnose ADS oder ADHS oder der auditiven Wahrnehmungsstörung verknüpft.

Wie erkennt man das "richtige" AD(H)S
ADS oder ADHS (ohne bzw. mit Hyperaktivität) ist eine massive Beeinträchtigung im Gehirn bei der Selektion von Reizen.
Das Kind nimmt alle Reize ungefiltert und als gleich wichtig war. Der Bereich der Selektion im Gehirn ist unterversorgt. Das versucht man dann mit Medikamenten auszugleichen, die die Aktivität des Bereichs "hochfahren" sollen. Ob es das auch tut, weiß man nicht. Da das Medikament die Blut-Hirn-Schranke passieren kann, kann es auch in andere Bereiche eindringen. Somit kann es beim Kind auch zu anderen möglichen Nebenwirkungen kommen (siehe Beipackzettel).
Eine gute Alternative wären erst einmal Kopfhörer, die die Stimme des Lehrers verstärken und andere Reize ausblenden.
Dass ein Kind Reize nie filteren kann, wäre evolutionär ein Problem. Schließlich ist es wichtig notwendig von weniger relevant unetrscheiden zu können. Dementsprechend unwahrscheinlich ist diese Störung auch.
Ein echtes ADS - Kind sagt "ich möchte mich ja konzentrieren, aber ich kann nicht".
Ein echtes ADS-Kind konnte das nie und auch in allen Bereichen nicht.
Oft höre ich "ja, wenn ihn etwas interessiert, dann kann er es".... oder "beim Lehrer xy geht es" ....oder "am Vormittag geht es schon"....
-> hier sehen wir also Abhängigkeiten. Die Konzentrationsfähigkeit existiert, aber sie schwankt.
Das Kind IST also prinzipiell fähig zur Konzentration,
- wenn es gegessen hat
- es beim netten Lehrer xy ist
- die Uhrzeit stimmt usw.
Dies spricht dann klar gegen ADS.
Ein ADS- Kind hat keine Schwankungen in der mangelnden Konzentrationsfähigkeit. Es kann sich immer gleich schlecht konzentrieren, weil es immer mit dem gleichen Gehirn arbeitet.
Bei Schwankungen liegen andere Ursachen vor.



Zu oft gestellt
ADS stellt aber eine überdiagnostizierte Diagnose im Kindesalter dar! Viele Studien zeigen, dass die Diagnose zu schnell vergeben wird, was angesichts von
a) dem Schweregrad der Störung
b) dass sie nicht mehr gelöscht wird, wenn andere Ursachen gefunden werden
c) dem Eingriff des Medikaments, das dann oft gegeben wird, in das kindliche Gehirn mit vielen möglichen Nebenwirkungen
verwunderlich ist.

Mögliche Ursachen

Gerade bei Konzentrationsschwierigkeiten gibt es sehr viele andere mögliche Ursachen, die viel wahrscheinlicher sind als AD(H)S


- Hochbegabung: ein hochbegabtes Kind kann sich genauso verhalten wie ein Kind mit ADHS, nämlich impulsiv (um den Unterricht voranzutreiben), unkonzentriert und zappelig- beide letzteren aus Langeweile. Aus Sicht des Kindes versucht es dann alles richtig zu machen und weiter ruhig zu sein, indem es sich anderweitig beschäftigt oder ablenkt z.B. mit rausschauen aus dem Fenster, Nachdenken, Malen

- Überforderung
- zu wenig getrunken
- Sorgen
- Soziale Probleme, Mobbing
-  Ablenkungen im Klassenzimmer z.B. Lautstärke in der Klasse, Baustelle im Pausenhof, Vögel vor dem Fenster

- Sensitive/Soziale Kinder: die den Raum scannen und alles mitbekommen, aber dann bei Aufruf die Frage des Lehres nicht beantworten können)

- Schafprobleme: Ein-/Durchschlafprobleme, zu kurze Schlafdauer, einegschränkte Schlafqualität wegen Alpträumen, Mücken im Zimmer, schreiendem Geschwisterchen

- kein Frühstück: 40% der Energie in der Nahrung geht ans Gehirn. Gleichzeitig geben nur 1/3 der Eltern ihren Kindern an adäquates Frühstück. Das Pausenbrot wird von einigen Kindern wegen Spielen in der Pause nicht gegessen, weswegen sie dann in eine Unterversorgung rutschen.

- zu viel Medienkonsum

- zu wenig Bewegung

- Hörprobleme, Ohrenschmalzpfropf (gerade bei kleinen Kindern, der verhindert, dass die "Leitungen" im Ohr schwingen können. Das Kind hört somit wie "unter Wasser", kann Gehörtes nicht so gut verarbeiten und sich schlechter konzentrieren.

- Sehprobleme v.a. die Weitsichtigkeit (Unschärfe in der Nähe). Diese wird in den U-Untersuchungen nicht systematisch getestet und kann solange das Kind sich nicht in einer Leistungssituation unbemerkt bleiben. Es liest schlechter, schreibt unleserlicher -> das ist aber auf das Sehvermögen zurückzuführen


- kein Interesse am Fach: wir alle wissen, dass wir uns besser konzentrieren können, wenn uns etwas anspricht. Bei aus unserer Sicht Langweiligem schalten wir natürlich schneller ab und sind nicht so aufnahmefähig


Was kann ich tun bei Konzentrationsproblemen: für die Basis sorgen

Im Winter tun Sie alles, damit Ihr Kind nicht frieren muss, wenn es rausgeht: es bekommt eine Winterjacke, einen Schal, Handschuhe und Mütze.

Überlegen Sie, was Ihr Kind braucht, um einer ziemlich lange dauernden Leistungssituation gewachsen zu sein.

Es braucht u.a.
- ein angemessenes Frühstück (40% der Energie aus der Nahrung gehen ans Gehirn)

- genug Bewegung (damit es wieder aufnahmefähig wird)

- nicht zu viele Medien, weil diese manche Kinder aufheizen und wichtige Fähigkeiten wie z.B. Durchhaltevermögen oder Merkfähigkeit stören können (Stichwort "digitale Demenz")

- genug Schlaf: pro 90 min haben wir den sog. REM-Schlaf, den tiefsten Schlaf, indem wir träumen, weil Wissen abgespeichert wird- der Traum ist sozusagen Nebenprodukt davon. Wir haben pro Nacht ca. 5 REM-Schlaf-Phasen, je nach Dauer, und diese wird im Laufe der Nacht immer länger. Die erste dauert vielleicht ca 2-3 min, die zweite 4-5.... die letzte kann schon einmal 30-40 min dauern. REM-Schlaf ist lebenswichtig und sowohl für die Regeneration/Wundheilung, als auch die Abspeicherung von Wissen unentbehrlich. Schläft das Kind zu kurz, fällt ausgerecht die längste REM-Phase weg.

- Vertrauen: in sich und darin, dass es immer einen Weg geben wird. Wer Angst vor Fehlern hat oder zu viel Druck empfindet, lernt nicht aus den Fehlern und hat Probleme mit Transferaufgaben, auf die man sich nicht immer vorbereiten kann. Das Kind muss also mit etwas Neuem zurecht kommen. Dazu braucht es viel Mut

- Identität neben der Schule: um die Schule angemessen entspannt anzugehen und leisten zu können, sollte es auch ein außerhalb der Schule geben. Es tut Ihrem Kind gut, wenn es mehrere Seiten entdecken und entfalten kann. So kann es auch mit Niederlagen und Rückschlägen besser umgehen.


- Freunde/ Ansprechpartner/ Soziale Kontakte: sie machen ein Kind stark. Es fühlt sich eingebunden und geborgen


- Liebe, Wärme, Zuspruch, Lob: die emotionale Basis hilft dem Kind zu wachsen, sich zu entwickeln, sich etwas zu trauen. Je mehr Wärme, desto besser entwickelt sich das Kind in vielen Bereichen. Loben Sie es für die Bereitschaft sich anzustrengen und durchzuhalten, nicht für das Ergebnis

- Motivation für das Fach 

- bei Überforderung: für Lernhilfen/Nachhilfe sorgen

- Kopfhörer, die die Stimme des Lehrers verstärken und andere Geräusche ausblenden besorgen.

Was der Lehrer tun kann

- Das Kind miteinbeziehen

- Kluge Kinder gesondert fördern

- Auf einen strukturierten Stil und ruhige Klasse sorgen

- Das Kind weiter nach vorne setzen

Weitere Empfehlungen für Kinder mit Verhaltensproblemen/ADS: Verhalten positiv beeinflussen

• Verhalten Sie sich positiv, d. h. freundlich, liebevoll, motivierend
• Loben Sie nicht nur Erfolge, sondern auch Anstrengungsbereit-
schaft
• Gehen Sie grundsätzlich nur auf eine Sache ein. Nicht mehrere
zugleich
• Halten Sie dem Kind keine Fehler aus der Vergangenheit vor. Dies
führt zu einer negativen Grundeinstellung
• Stärken Sie das Selbstbewusstsein des Kindes durch die Übertra-
gung sinnvoller Aufgaben
• Appelieren Sie an die positiven Eigenschaften des Kindes: Groß
zügigkeit, Hilfsbereitschaft und Gerechtigkeitssinn
• Strukturieren und planen Sie den Tag/die Woche und legen Sie
Uhrzeiten für einzelne Handlungen fest, die zu der Leistungsfähigkeit des Kindes passen
• Legen Sie gemeinsam mit dem Kind klare Verhaltensregeln fest
und schreiben Sie sie auf. Formulieren Sie auch Konsequenzen
(nicht: Strafen!) bei Nichteinhaltung

• Führen Sie ein Punktesystem mit „Belohnungspunkten“ für
bestimmte Handlungen ein. Bei Erreichen einer bestimmten
Anzahl von Punkten kann es eine besondere Belohnung für das
Kind.
• Sprechen Sie mit dem Kind in ruhiger und bestimmter Art.
Vermeiden Sie ironische, zynische, aggressive Aussagen.
• Unterstützen Sie die Kommunikation möglichst oft durch
Gesten, wie z. B. kurzes Berühren an der Schulter. Dies löst
eine Orientierungsreaktion beim Kind aus.
• Arbeiten Sie mit kurzen Rückmeldungen, wie z. B. „okay”,
„gut” oder „Stopp!”.
• Vertreten Sie einen klaren Standpunkt und behalten Sie
diesen bei – besonders bei Anweisungen.
• Diskutieren Sie nicht unmittelbar nach Konflikten. Dies
führt sofort zu neuen Auseinandersetzungen. Beenden Sie
einen Konflikt durch Schaffen von Fakten oder Regeln.
• Vereinbaren Sie für Hausaufgaben eine feste Uhrzeit.
• Achten Sie darauf, dass das Kind einen eigenen, aufgeräum-
ten und ungestörten Arbeitsplatz hat.

Für sich sorgen

Sorgen Sie unbedingt auch für Ihre eigene Kraft. Sie leisten jeden Tag eine Menge. Kindererziehung, Haushalt, Beruf, die Organisation einer Familie, vielleicht die Pflege von Angehörigen. 

- Kümmern Sie sich unbedingt auch regelmäßig um sich selbst, planen Pausen ein, lesen eine Zeitschrift oder tun etwas, das Ihnen individuell Kraft gibt. 

- Seien Sie stolz auf sich

- Akzeptieren Sie auch, wenn Ihnen einmal die Kraft ausgeht- man ist nicht jeden Tag gleich



 
 
 
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